Zum Asylbewerberheim, Februar 2011

Ich bin überrascht und zugleich ein wenig schockiert was für Kräfte in Kamenz mobilisiert werden wenn es um das Thema „Asylbewerberheim“ geht. Das ist nach langem Hin und Her endlich als neuer Standort, die alte Polizeischule, gefunden. Schon regt sich auch dagegen Widerstand. Ich frage mich, warum nur? Die Polizeischule wurde vor Jahren für viel Geld renoviert und nie mehr richtig genutzt und würde so in eine sinnvolle Nutzung übergehen. Auch mit neuen Investitionskosten halte ich den Standort aus wirtschaftlichen und sozialen Aspekten für am geeignetsten. Denn die Asylbewerber sind nun mal da und müssen auch Menschenwürdig untergebracht werden. Die alten Standorte auf der Gartenstraße und in Seeligstadt sind längst baufällig und den heutigen Standards nicht mehr entsprechend. Also warum regt sich so viel Widerstand gegen den neuen Standort? Es ist wohl die Angst der Bürger vor Belästigung, Diebstahl, anderen Religionen, also einfach vor allem, was uns irgendwie fremd erscheint. Nur kenne ich keinen Asylbewerber persönlich, wurde einmal von einem belästigt, bestohlen oder sonstiges. Sie ? Sicher gibt es unter den Asylbewerbern auch Straftäter, welche natürlich sofort ausgewiesen werden sollten, denn wer sich nicht an die Rechte und Normen der deutschen Gesellschaft halten will sollte hier auch kein Asyl bekommen. Und auch in keinem anderen europäischen Land und zwar lebenslang. Aber das sind eher die Ausnahmen. Nicht alle Asylbewerber sind potentiell kriminell oder einfach nur Wirtschaftsflüchtlinge. Viele sind wirklich in ihrem Land verfolgt aus religiösen oder politischen Gründen. Ich erinnere nur an den Balkankrieg in den neunziger Jahren und viele wegen ihrer Religion verfolgter. Damals waren auch in meiner Schulklasse Asylanten welche sich immer bemühten die deutsche Sprache zu erlernen und die Werte und Normen unserer Gesellschaft zu achten. Als der Krieg zu Ende war, war der Grund ihres Asyls beendet und sie wurden, mit ihren Familien, wieder in ihre Heimat überführt und es geht ihnen heute gut. Sie haben die Zeit in Deutschland nicht vergessen und sich eine neue Existenz in ihrer Heimat aufgebaut. Und so sollte es doch auch sein. Denn Asyl sollt kein Dauerzustand oder Vorwand für sog. „Wirtschaftsflüchtlinge“ sein. Asyl bedeutet Schutz vor „Gefahr und Verfolgung“. Und diesen Schutz sollten wir anderen bieten, die es nicht so gut wie wir haben in einer freien und demokratischen Gesellschaft leben zu können. Hier ist die Politik gefragt. Wir brauchen mehr Personal, das sich um Asylanträge kümmert. Über so einen Antrag sollte in maximal. 3 Monaten entschieden sein. Politisch oder Religiös verfolgt oder nur Wirtschaftsflüchtling? Und dann gibt es, entweder zeitlich begrenztes Asyl oder die sofortige Abschiebung. Und schon ist das Problem gelöst. Wer wirklich verfolgt ist, verhält sich ordentlich in Deutschland und mit dem kann man auch in freundlicher Nachbarschaftsbeziehung leben. Egal welche ethnische Abstammung oder religiöse Orientierung er hat. Auch Asylbewerber sind Menschen und verdienen eine sichere und saubere Unterkunft.



Baustelle Jesauerstraße, August 2010

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dantz, nun ist der Fußweg auf der Jesauerstraße, am Altenpflegeheim in Kamenz, ganz verschwunden. Und als ich die Bauarbeiter fragte, was die Alternative sei, wurde mir mitgeteilt ich soll den Jesauerfeldweg bzw. die Macherstraße nutzen. Was meinen Arbeitsweg, in das St. Georg am Bernhardweg, von 1,2km auf 3,4km verlängern würde. Als ich dies den Bauarbeitern mitteilte, erntete ich nur ein "Dann musst du eben eher aufstehen, müssen wir ja auch.".

Bitte?

Es geht ja nicht nur um Erwachsene, auch Schulkinder standen heute ratlos vor der Baustelle. Sollen die auch den weiten Umweg nehmen? Und was ist mit den Bewohner des Betreutenwohnens, Fahrradfahrern oder Muttis mit Kinderwagen? Was soll das bitte für eine Planung sein? Wo ist da eine durchdachte Alternative z.B. über das angrenzende Feld oder über das Gelände des ehemaligen Pflegheimes? Welche schon vor Baubeginn hätte feststehen müssen. Soll erst ein Kinder auf einem drei mal so langen Weg verunglücken, bevor man sich bei der Stadt eine Sinnvolle Alternative überlegt? Und was sagen Herr Danz und Sie Herr Harig dazu? Wer segnet solche Pläne ab?


05.09.2010 Zitat von Frau Dr. Angela Merkel: „Wir haben 2,2 Millionen Hartz-IV-Empfänger, die arbeitsfähig sind, aber keinen Job finden. Ich sehe nicht ein, dass Pflegekräfte künftig nur noch aus Osteuropa kommen. Daran können wir etwas ändern,...“

Diese Äußerung und ähnliche unserer Kanzlerin lösten bei den Pflege-Fachverbänden heftige Kritik aus. Warum, will ich versuchen aus meiner Sicht zu erklären, denn auch mich haben diese Äußerungen zum Nachdenken angeregt

Zu meiner Person: ich bin 26 und arbeite seit 7 Jahren in der Altenhilfe, davon inzwischen 3 als Pflegefachkraft, ich habe eine Weiterbildung zum Palliativ-Pfleger absolviert und bin derzeit in der Weiterbildung zur Fachkraft für Leitungsaufgaben in Pflegeeinrichtungen. Begonnen habe ich als Zivildienstleistender und habe dann eine Ausbildung zum Altenpfleger gemacht. Diese Ausbildung ist anspruchsvoll und auch wenn man sie erfolgreich absolviert, muss man sich doch ständig Fort- und Weiterbilden um auf dem Laufenden zu bleiben. Von den fachlichen Kompetenzen abgesehen, welche man mit Fleiß erlernen kann, erfordert diese Beruf auch persönliche Kompetenzen. Dazu gehört nicht nur ein liebe voller Umgang mit älteren Menschen, sondern auch z.B. Geduld, Höfflichkeit, Einfühlungsvermögen usw., alles Dinge die man nicht oder nur schwer erlernen kann. Diese Eigenschaften möchte ich nicht den sogenannten „Hartz IV“ Empfängern oder anderen Arbeitlosen aberkennen aber wer sich bewusst und freiwillig für den Beruf Altenpfleger entscheidet absolviert meist erst ein Praktikum, Soziales Jahr oder ähnliches. Aber der „Hartz IV“ Empfänger/ Arbeitslose soll in diese Rolle gezwungen werden um die Arbeitsmarktzahlen zu beschönigen und die Zuwanderung von Fachkräften zu reduzieren. Jetzt wird der ein oder andere Sagen das in Deutschland niemand zu etwas gezwungen werden kann. Aber wie sieht die Realität denn aus? Wer Arbeits- oder Weiterbildungsangeboten der Arbeitsagentur nicht nachkommt riskiert Streichung oder Minderung seiner Bezüge oder sonstige Sanktionen. Dazu kommt das viele sich gar nicht vorstellen können, in der Pflege zuarbeiten. Ich selbst unterrichtete 2008 Langzeitarbeitlose in praktischer Pflege, die an einer Orientierungsmaßnahme an einer Fortbildungsstätte teilnahmen. Keiner war dort freiwillig. Und in der Pflege zuarbeiten konnten sich lediglich 2 von 40 Personen evtl. vorstellen.

In welchen Altergruppen gibt es die meisten Arbeitlosen?

Vor allem in der Altersgruppe der 40-60 Jährigen. Pflege ist nicht nur ein psychisch anspruchsvoller Beruf er geht auch auf die Physis. Wer lange in der Altenhilfe arbeitet muss über kurz oder lang mit Schäden am Haltungsapparat rechnen. Da helfen auch kein noch so modernen Pflegehilfsmittel und Präventionsmaßnahmen. Wie sinnvoll wäre also eine Ausbildung zum Altenpfleger oder –helfer für jemand zwischen 40-60 Jahren? Zumal jeder schon eine gewisse berufliche Vorgeschichte besitzt. Eine weitere Spitze der Arbeitslosenzahlen ist bei den. Ca. 20-30 Jährigen zuerkennen. Wobei es dort viele Alleinerziehende sind. In jedem Altenheim gibt es ein 3 Schichtsystem, in dem jeder Mitarbeiter eingebunden werden muss. Wer passt in dieser Zeit auf die Kinder auf? Gerade im Bereich (Ganztags-)Kinderbetreuung gibt es nach wie vor große Defizite. Ein Kindergartenplatz muss schon angemeldet werden, wenn das Kind noch gar nicht auf der Welt ist. Und selbst dann ist der Platz nicht sicher. Noch aussichtloser ist es einen Platz für ein Kleinkind zubekommen. Außerdem sind die vorhanden Plätze meist keine Ganztagsangebote. Nicht jeder hat eine Oma oder Opa der auf die Kinder aufpassen kann. Wobei Oma oder Opa nicht mal Rentenzählzeit bekommen, wenn sie selbst Arbeitslos sind und die Kinderbetreuung übernehmen. Selbst diese Geste wird vom Staat verwehrt.

Was ist ein Mensch, egal ob Kleinkind oder Senior dem Staat noch Wert?

Scheinbar nicht viel. Der Beruf des Altenpflegers war in der Gesellschaft lange Zeit nicht besonders hoch angesehen. Das ändert sich nun ist aber auch für die fehlenden Fachkräfte verantwortlich. Genau so wie die Kürzung der Förderung privater Schulen, an der Altenschule wo ich gelernt habe, musste das Schulgeld daher erhöht werden. Ein weiterer Punkt der potentielle Bewerber abschreckt. Außerdem gibt es erst seit 2003 ein Bundesweit einheitliches „Altenpflege Ausbildungsgesetz“. Von Bundesweiteinheitlichen Personalschlüsseln usw. kann man derzeit nur träumen. Jedes Bundesland macht seine eigenen Vorgaben. In Sachsen ist zum Beispiel der Personalschlüssel am niedrigsten. Das heisst in anderen Bundesländern ist das Verhältnis von Pflegekräften zu Pflegebedürftigen der Stufen 1,2 oder 3 besser als in Sachsen, da es von den Kassen mehr Geld gibt. Auch die Einschätzung des Pflegebedarfs nach Minuten müsste längst überarbeitet werden. Kann man denn z.B. Zeit für Toilettengänge oder zum Waschen pauschalisieren?

Zusammenzufassend ist zusagen, dass erst einmal bundesweit einheitliche Finanzierungs- und Gesetzesmodelle entworfen und verabschiedet werden müssen. Sowie eine Reform der Einschätzung von Pflegebedürftigkeit und Personalbedarf. Erst dann kann man über eine Vermittlung von „Hartz IV“ Empfängern und Arbeitlosen in die Altenhilfe nachdenken. Eine sinnvolle Form könnte z.B. der Ausbau der „Zusätzlichen Betreuungskräfte“ nach §87b SGB XI. Diese betreuen, vor allem an Demenz Erkrankte Bewohner in Altenheimen und zwar zusätzlich. Sie führen keine Grundpflege durch, sondern kümmern sich um die Tagesgestaltung und Begleitung, sie gehen spazieren, basteln mit den Bewohnern usw. Gerade in diesem Bereich könnte es durch aus mehr Personal geben. Aber auch hier gibt es von den Pflegekassen keine einheitlichen Beträge, in Sachsen wieder am wenigsten.


Zum Artikel vom 12/13.09.2009-09-12 „Mangelernährung bei vielen Pflegebedürftigen.“

Bei so einer Überschrift könnte ich aus der Haut fahren. Immer wieder werden gerade die Pflegeheime von den Medien in den Schmutz gezogen. Ich arbeite seit 6 Jahren in der Altenpflege, bin Pflegefachkraft mit Fortbildung zum Palliativpfleger und kenne daher auch viele Mitarbeiter von anderen Pflegeheimen und ich wüsste nicht, dass irgendwo mal jemand verhungert oder verdurstet wäre. Jeden Tag kümmern sich Tausende Pflegkräfte und Ehrenamtliche Helfer liebevolle um pflegebedürftige Menschen, dabei geht es nicht allein um die Grundpflege, sondern auch um Tagesgestaltung, Essenreichen und vieles mehr. Und diesen wird durch wiederholte negative Berichterstattung geschadet in dem ihr ganzes Berufsbild in Verruf gerät. Gerade das Essenreichen nimmt viel Zeit in Anspruch. Wer selbst Pflegebedürftige Angehörige hat, weiß das. Zeit, die man sich aber gerne nimmt weil gerade das Essen einer der letzten Höhepunkte im Leben vieler Pflegebedürftiger ist. Klar fehlt es an Pflegekräfte, da die Pflegeheime wirtschaftlich arbeiten müssen und trotz der hohen Kosten eines Heimplatzes die Rechnung gerade so aufgeht. Die Kosten der Heime z.B. für Wasser, Strom, Personal usw. steigern jährlich höher als der Ausgleich der Pflegekassen dafür. Da ist die Politik gefragt. Erste Schritte sind getan mit der Schaffung von sogenannten zusätzlichen Betreuungskräften, die Aufgaben wie das Essenreichen übernehmen. Aber das ist nicht genug. Ob sich daran nach der Bundestagswahl etwas ändern wird? Und die Herren und Damen aus den Medien und alle Leser vordere ich auf doch mal ehrenamtlich in Pflegeheimen zu arbeiten. Dabei geht es nicht allein um das Essenreichen, sondern auch um Beschäftigung der Bewohner. Viele sind schon dankbar, wenn ihnen mal einfach jemand eine Halbestunde zu hört. Zeit die eine professionelle Pflegekraft leider nicht hat. Und dann wird sich jeder überlegen, ob er noch einmal so einen Artikel schreibt oder negativ über Pflegeheime spricht.